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Rundgang Sehenswertes (98)

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Ausgangspunkt der Entfernungsberechnung:
Regionsführer Alfter - Bahnhof Witterschlick (1)

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Bahnhof Witterschlick (1)

aufgenommen in Kategorie:
Rundgang Sehenswertes - Museen/Sammlungen
Rundgang Sehenswertes - Bauwerke/Denkmäler

Der Bahnhof Witterschlick ist einer der wenigen Bahnhöfe an der Bundesbahnstrecke Bonn-Euskirchen, die noch eine betriebliche Bedeutung haben. Er dient heute noch als Haltestelle der Regionalbahn. Im Gebäude befindet sich das in privater Initiative betriebene Stellwerkmuseum. Die Stellwerksanlagen sind voll funktionstüchtig und mit einer Modellbahn verbunden. 

Knapp über 100 Jahre ist dieser Bahnhof alt. Seine Geschichte spiegelt die Entwicklung Witterschlicks vom Bauerndorf zum Industrieort wider. Die Eisenbahnstrecke Bonn-Euskirchen, die dicht an Witterschlick vorbeiführte, wurde in den Jahren 1878-1880 erbaut – noch vor den Aufschlüssen der örtlichen Tonlager und den damit verbundenen wirtschaftlichen Veränderungen. Schon bei den Vorarbeiten wurde von der Gemeinde Witterschlick 1874 die Errichtung eines Bahnhofes gefordert – zunächst ohne großen Erfolg.

Die Bahn wurde am 7. Juni 1880 dem Verkehr übergeben, ohne dass Witterschlick durch einen Bahnhof mit ihr verbunden wurde. Erst nachdem die Rheinische Eisenbahn in den Besitz des Staates übergegangen war und die benachbarten Orte Witterschlick und Impekoven sich zur finanziellen Beteiligung entschlossen hatten, plante die Kölnische Eisenbahndirektion die Errichtung eines Haltepunktes – allerdings 1 ½ km vor dem Ort Witterschlick, an der Kreuzung mit der heutigen B 56, auf Im-pekovener Gemeindegebiet.

Die Vertreter der Gemeine Impekoven hatten es zum richtigen Zeitpunkt verstanden, die Verschiebung zu ihren Gunsten zu erreichen. Um des lieben Friedens willen und um das Gesamtprojekt nicht zu gefährden, gaben die Witterschlicker nach, eine Entscheidung, die die Gemeindevertretung später bitter bereute. Bald nach Fertigstellung des Haltepunktes Impekoven wurde Witterschlick durch den Aufschluss mächtiger Tonvorkommen und der Errichtung einer tonverarbeitenden Fabrik radikal verändert. Es wurden dafür neue Anschlussgleise gelegt, über die durchschnittlich 6000 Wagenladungen pro Jahr abgewickelt wurden, allerdings über den Bahnhof Kottenforst.

Und die Einnahmen aus dem Bahnverkehr – sowohl des Personen- als auch des Güterverkehrs – gingen an der Gemeinde Witterschlick vorbei! Die wirtschaftlichen Veränderungen und die industriellen Anforderungen lösten aber allmählich so viel Druck aus, dass trotz der ablehnenden Haltung des Eisenbahndirektoriums  Bewegung in die Geschichte kam. Schließlich hatte auch die Firma Krupp aus Essen inzwischen Tonländereien in Witterschlick erworben! 1901 wurde ein neues Haltestellenprojekt vorgelegt, das 145 000 Mark kosten sollte.

Die Hälfte der Kosten sollten Witterschlick und die interessierten Betriebe übernehmen – außerdem die kostenfreie Überlassung von Grund und Boden. An diesen Forderungen schien zunächst das ganze Projekt zu scheitern. Zähe Verhandlungen über Kostenreduzierungen, Neuverteilung der Lasten und Eigenleistungen führten schließlich doch zum Ziel: Im Mai 1902 wurde mit den Arbeiten am Bahnhof Witterschlick begonnen, am 3. Februar 1903 der Grund-stein gelegt und am 1.8.1903 – nach fast 20 Jahren des Kampfes – wurde die Eröffnung mit einem großen Bahnhofsfest mit eigens dafür gedichteten Liedern gefeiert.

Bis in die 60er Jahre wurden in der Güterhalle noch Waren umgeschlagen, bis in die 80er Jahre bediente die Bahn die Gleisanschlüsse der Industriebetriebe, wie z.B. der Servais-Werke (heute Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer AG) und des heute noch tätigen Tonabbau-Unternehmens Braun. Seit dem 01.10.2004 befinden sich der denkmalgeschützte Bahnhof und die Güterhalle in Privatbesitz und wurden liebevoll und detailgetreu saniert. Die Bemühungen des Eigentümers ergänzte der Kulturkreis Alfter e.V. durch 2 Eisenstatuen des bekannten Witterschlicker Künstlers Erich Beck, den „Sitzenden“ und den „Stehenden“.

Die ehemalige Güterhalle dient heute Kulturveranstaltungen und privaten Feiern als ansprechender Rahmen. In Abstimmung mit der Gemeinde ist die Güterhalle seit dem 1.4.2009 auch „Zweigstelle“ des Standesamtes. In der Geschichte des Bahnhofs Witterschlick wurde damit ein neues Kapitel aufgeschlagen.

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